Woran arbeiten Sie gerade?
Im Augenblick drehe ich mit dem wunderbaren Silvio Soldini im Vinschgau und in Belgien für seinen neuen Kinofilm Die Vorkosterinnen.
Ihr letztes Projekt war …
Die transnationale, mehrsprachige Uraufführung DIBBUK – zwischen (zwei) Welten der KULA Compagnie bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Darin versuche ich gemeinsam mit Schauspieler:innen aus sieben Ländern (u. a. Israel, Afghanistan, Algerien, Russland, Deutschland, Frankreich) trotz des Krieges im Respekt vor dem Schmerz der anderen nicht zu verstummen, sondern miteinander im Spiel zu bleiben.
Auf welches bisherige Projekt sind Sie besonders stolz?
Auf Wolfgang Mosers Kinofilm Michael Gaismayr, in dem ich die Titelrolle spielen durfte. Diese historische Figur ist mir sehr nahe gekommen und ich denke, mich verbindet einiges mit dem Michael, von seinen Ängsten und Zweifeln an der Welt bis hin zum letztlich überwiegenden Optimismus und Idealismus.
Mit wem würden Sie gerne arbeiten/drehen?
Mit so vielen Regisseurinnen und Regisseuren, die authentische Geschichten mit vielschichtigen Figuren erzählen wollen, gerne auf unkonventionelle, schräge Art, aus feministischer Perspektive und mit Humor – Greta Gerwig, Maren Ade, Hans-Christian Schmid, Hermine Huntgeburth, Katja von Garnier, Wes Anderson.
Darüber muss unbedingt noch ein Film/eine Serie gemacht werden …
Eva schläft (Francesca Melandri) wäre prädestiniert für eine große Serie über Südtirol. Und ich lese sehr gerne Haruki Murakami, da denke ich mir auch jedes Mal, das gäbe eine fantastisch-surreale Mystery-Serie ab – Mister Aufziehvogel zum Beispiel.
Die Filmlandschaft in Südtirol ist …
... talentiert, professionell, im Aufbruch und hat enormes Potential.
Ihre Traumlocation ist …
... baumlos, weit und wild, irgendwo zwischen mongolischer Steppe und patagonischen Gletschern.
Ihr Guilty Pleasure Film ist …
... die alljährlichen romantischen Weihnachtskomödien. Ich bin bekennender Weihnachtsfreak – übrigens: nur noch 26 Montage bis Weihnachten.
Ein überschätzter Klassiker …
Saving Private Ryan. Für mich eher unterkomplexer Patriotismus und eitle Gewaltzelebrierung als mustergültiger Anti-Kriegsfilm. Viel eindrücklicher: The Thin Red Line von Terrence Malick.
Ein Film, der Ihre Kindheit geprägt hat …
Alles mit Terence Hill. Und zwar schon ab der Nibelungen-Verfilmung aus den 60ern: Meine Urgroßmutter hat mir die Nibelungen in epischer Breite erzählt und Terence Hill war meine personifizierte Helden-Ikone dazu. Entsprechend emotional war es, als ich dann Jahrzehnte später selbst mit ihm vor der Kamera stand.
Eine Szene, die Sie jedes Mal aufs Neue den Atem anhalten lässt …
Wenn der Planet in Melancholia am Horizont riesig aufgeht.
Dieser Film / diese Serie hat den besten Soundtrack …
True Detective: Night Country.
Schauspieler Peter Schorn studierte zunächst Psychologie, machte die ersten Schritte im Theater und Tanztheater und absolvierte seine Ausbildung u. a. bei Richard Pinter (Neighborhood Playhouse School of the Theatre New York) und Felix Rellstab (CH). Bis heute bleibt er Kamera und Bühne treu: Er wirkt an internationalen Kinoproduktionen und Serien fürs deutsche, österreichische und italienische Fernsehen mit, darunter Michael Gaismayr in der Hauptrolle, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, Mordkommission Königswinkel (ARD), Rosenheim-Cops (ZDF), im eigenen Kurzfilm Connecting (Schauspiel/Drehbuch) mit, sowie an Theaterproduktionen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol, zuletzt beim transkontinentalen Writers’ Room für Underground Birds (KULA Cie./VBB/Hålogaland Teater Tromsø). Außerdem ist er als Sprecher und Autor von Drehbüchern, Bühnen- und Kabaretttexten tätig.
„Ich bin fest überzeugt davon, dass unsere künstlerische Tätigkeit immer auch eine gesellschaftliche Verantwortung bedeutet und politische Relevanz hat. Ich möchte über die Projekte, an denen ich mitwirke, stets auch für mehr Geschlechtergerechtigkeit, soziale, wirtschaftliche, ökologische und Klimagerechtigkeit arbeiten.“