Woran arbeiten Sie gerade?
In erster Linie geht es für mich gerade darum, mich nach der schönen Auszeit durch die Geburt meiner ersten Tochter wieder aufs Arbeiten vorzubereiten und mich darauf zu freuen, was vor mir liegt. Es gibt Ideen für ein eigenes filmisches Projekt, an dessen Konzept ich gerade mit Kolleg:innen arbeite und auch ein größeres Theaterprojekt steht in den Startlöchern.
Auf welches bisherige Projekt sind Sie besonders stolz?
Binichdenn? – Ein surrealistisches Filmgedicht, bei dem wir als Schauspielerinnen unseres Kollektivs binnen-I auch als Initiatorinnen und Ideengeberinnen fungierten und das Teil der ersten Kurzfilmförderung der IDM Film Commission war.
Die Filmlandschaft in Südtirol ist ...
… auf einem guten Weg, der uns noch weiter führen kann. In eine Filmlandschaft, die voller Selbstbewusstsein mehr von sich und aus sich heraus erzählt und Südtiroler Geschichten und Themen, die eigene Identität und Diversität in filmische Vielfalt übersetzt.
Wo wären Sie, wenn Sie nicht in der Filmbranche gelandet wären?
Wahrscheinlich im medizinischen Bereich. Als Kind und auch lange Zeit danach wollte ich Ärztin werden, aufgrund von persönlichen Erfahrungen und aufgrund der Serie Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft. Bis ich dann verstand, dass „Dr. Quinn“ von einer Schauspielerin gespielt wird …
Darüber muss unbedingt noch ein Film/eine Serie gemacht werden ...
Über die Geschichten von Frauen vorheriger Generationen aus unseren Breitengraden, die heiraten mussten, oder umgekehrt: es nicht durften, weil sie zum Beispiel für die Pflege der Eltern zuständig waren. Das kam auch in meiner Familie vor. Und über Mutterschaft in all ihren Facetten und ihrer Ambivalenz, und die Urgewalt der Geburt.
Diese Rolle würden Sie gerne spielen ...
Sophie Scholl. Ich hatte im Theater das Glück, sie verkörpern zu dürfen, und obwohl es schon einige filmische Umsetzungen zu ihr gibt, wäre sie immer meine erste Wahl.
Was oder wer inspiriert Sie?
Menschen, die mutig sind, die etwas verändern wollen, aus der Masse treten, weil sie für etwas stehen, das dem Wohl vieler dienen kann.
Was bedeutet Kreativität für Sie?
Freiheit im Kopf. Bewegung. Bilder. Farben. Verbindungen schaffen. Unendliche Möglichkeiten.
Wann haben Sie das letzte Mal bei einem Film/einer Serie geweint?
Bei Neue Geschichten vom Pumuckl (2023), als der Pumuckl auf dem Grab vom Meister Eder steht, nicht versteht, warum er unter der Erde ist und ihn wieder ausgraben will.
Kino oder Streaming?
Immer Kino.
Protagonist:in oder Antagonist:in?
Beides! Beides in einem? Fast wie in Fight Club. Das wäre spannend!
Katharina Gschnell ist Schauspielerin im Theater und Film und Co-Founderin des Schauspielkollektivs binnen-I. Nach ihrer Zeit an der Schauspielschule Innsbruck (2008-2012) und dem Staatlichen Abschluss vor der Paritätischen Kommission in Wien (2011) folgten diverse Workshops und Fortbildungen, etwa 2022 am renommierten Lee Strasberg Theatre & Film Institute in Los Angeles.
Zuletzt wirkte sie in der Serie Davos 1917 (2023) mit, zuvor etwa in der Südtiroler Kinoproduktion Joe der Film (2022), im Kurzfilm Binichdenn? (2022) und im mit dem Romy Award ausgezeichneten Spielfilm Das Wunder von Wörgl (2018).