Woran arbeiten Sie gerade?
Seit über drei Jahren arbeite ich an meinem Debütfilm mit dem Arbeitstitel UNDINE*. Dieser Dokumentarfilm erzählt die bewegende Geschichte der Traumaaufarbeitung einer nahestehenden Freundin. Knapp einen Monat nach ihrem 24. Geburtstag wurde sie nachts in ein Auto gezerrt, mit Gewalt unter Drogen gesetzt und für mehrere Stunden vergewaltigt. Um das emotionale und körperliche Trauma zu verarbeiten, findet sie im Tanz ihre Stimme wieder. Eine neue Beziehung und die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes lassen ihr Vertrauen in den eigenen Körper zu neuem Leben erwachen.
Ihr letztes Projekt war …
Der Kurzfilm ein mann zu sein. Es ist gleichzeitig der Vorgängerfilm meiner derzeitigen Arbeit. In diesem Kurzfilm versuche ich, mein persönliches Empfinden moralischer Verantwortung in Worte zu fassen.
Ihre ersten Schritte in der Filmbranche waren …
Vor sechs Jahren, als ich als Tonmann für RIAFN (2019) einen Sommer lang in den Alpen unterwegs war. Es ist ein künstlerischer, dokumentarischer Kurzfilm von Hannes Lang über die Lockrufe der Hirten. Ein sehr schöner Film und eine Erfahrung an die ich gerne zurückdenke.
Mit wem würden Sie gerne arbeiten/drehen?
Mit Menschen, bei denen ich ein gutes Gefühl habe.
Darüber muss unbedingt noch ein Film/eine Serie gemacht werden…
Es wäre interessant, einen Film oder eine Serie über den „Barone rampante“ aus dem gleichnamigen Roman von Italo Calvino zu sehen. Aber oft bleibt die Erfahrung durch Bücher unübertroffen.
Diese Rolle würden Sie gern spielen …
Den kleinen Antoine Doinel in The 400 Blows von François Truffaut.
Was oder wer inspiriert Sie?
Ein alter Baum, ein vertrauter Geruch oder ein faszinierendes Lichtspiel. Aber auch die Vielfalt fiktiver und menschlicher Charaktere, ihre Lebensgeschichten und wie sie mit ihren Herausforderungen umgehen, faszinieren mich.
Was bedeutet Kreativität für Sie?
Von dem Potenzial zur Tat, von der Möglichkeit zur Wirklichkeit zu schreiten. Etwas von seinen Zufälligkeiten zu befreien und es auf eine reine Form zu bringen, im Grunde sich zu verwirklichen.
Ein Film, der Ihre Kindheit geprägt hat…
Banana Joe. Aufgrund der frühzeitigen Trennung meiner Familie erinnere ich mich gerne an die Sonntagnachmittage, die wir alle gemeinsam auf dem Sofa mit Bud Spencer und Terence Hill verbracht haben.
Diesen Film würden Sie gern nochmal zum ersten Mal sehen …
Ich wünschte, ich könnte in die Vergangenheit reisen und Der König der Löwen zum ersten Mal erleben.
Wo wären Sie, wenn Sie nicht in der Filmbranche gelandet wären?
Irgendwo in der Natur. Vielleicht würde ich als Baumkletterer arbeiten oder als Hüttenwirt auf einer kleinen Alm.
Felix Rier ist freiberuflicher Regisseur, Kamera- und Tonmann für Kinodokumentarfilme. Nach einer Wirtschaftsmatura mit Schwerpunkt Finanzwesen und Marketing zog er 2016 nach Berlin für eine dreijährige Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton und arbeitete im Kameradepartment, als erste und zweite Kameraassistenz, als Junior DOP und Sound Technician. Von 2019 bis 2022 studierte er Kamera und Licht an der ZeLIG - Schule für Dokumentarfilm in Bozen. Im Rahmen des Filmstudiums produzierte er seinen ersten Kurzfilm ein mann zu sein (2021). Derzeit arbeitet er an seinem Debütfilm.