Wie sind Sie in der Filmbranche gelandet und Produzent geworden?
Albolina entstand 2012, nachdem die Südtiroler Filmförderung ins Leben gerufen wurde und klar war, dass daraus eine spannende Branche entstehen kann – sie ist sozusagen ein direktes Produkt der Filmförderung. Wir haben uns zunächst darauf spezialisiert, deutsche und österreichische Produktionen zu betreuen, die in Südtirol oder im Rest von Italien drehen wollten – mit Fokus auf Produktionsservice, Kostenmanagement, Finanzierung und Förderung. Ich selbst komme aus dem Bereich der Zahlen. Als Geschäftsführer des Südtiroler Verlags Edition Raetia bin ich es gewohnt, Budgets zu kalkulieren, Inhalte strategisch zu entwickeln und Projekte über einen langen Zeitraum hinweg zu begleiten. Das hat mir den Einstieg in die Filmbranche erleichtert.
Nach fünf Jahren und 30 Projekten hatte ich das Gefühl, verstanden zu haben, wie ein Film entsteht – von der ersten Idee über die Drehphase bis zur Postproduktion. Mein erster Film als Produzent war Hinter die Spiagl (2018), eine Verfilmung für die Volksbühne Lana. Kurz darauf folgte Das versunkene Dorf (2018) von Georg Lembergh, ein Dokumentarfilm über ein historisches Kapitel Südtirols.
Als Produzent bin ich eher bei den Dokumentarfilmen zuhause, etwa bei Bergwelten für ServusTV. Dabei begleite ich den gesamten Prozess.
Spielfilme betreut mein Team. Albolina ist in den letzten Jahren gewachsen, mittlerweile sind wir zu siebt. Meine Aufgabe als Geschäftsführer ist es, Strukturen zu schaffen, in denen alle ihre Stärken ausspielen können. Dazu gehört auch, unser Netzwerk zu pflegen – international und lokal, mit Koproduzenten, auf Festivals oder mit den Fachkräften vor Ort. Denn Film ist Teamarbeit. Einzelkämpfer haben es in dieser Branche schwer.
Sie sind selbst Schritt für Schritt zum Film gekommen. Ist die Branche ideal für Quereinsteiger?
Natürlich würde ich ein Praktikum beim Film und im Idealfall eine Fachausbildung in der Filmschule ZELIG empfehlen. Aber 70 % der Crewmitglieder, die am Set arbeiten, haben keine spezifische Ausbildung für den Film, sondern einfach Gefallen daran gefunden. Der Rest sind Fähigkeiten oder das Handwerk, das man sich in der Praxis aneignet. Für junge Leute mit Filmideen habe ich einen Rat: Erzählt Geschichten, die euch nah sind, die ihr aus erster Hand kennt. Nutzt euer lokales Netzwerk, um euch Unterstützung zu holen. Der Einstieg ist leichter, wenn man mit Themen arbeitet, für die man eine echte inhaltliche Kompetenz mitbringt.
Wie empfinden Sie Südtirol als Filmstandort?
Der Film bringt nicht nur wirtschaftliche Impulse, sondern auch ein kreatives, weltoffenes und tolerantes Klima mit sich – und das spürt man in Südtirol. Viele junge Menschen interessieren sich für die Filmbranche, und einige, die ins Ausland gegangen sind, würden gerne zurückkehren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die IDM Film Commission leistet hier wertvolle Arbeit und Südtirol hat sich zu einem starken Standort entwickelt.
Das Wichtigste ist, dass sich die Filmbranche nicht als Insel betrachtet, sondern sich noch stärker vernetzt: mit Design, Musik, Literatur, darstellenden Künsten oder Spiele-Industrie. Film ist ein Schmelztiegel der Kreativwirtschaft, weil er so viele Gewerke miteinander verbindet. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein enormes Potenzial für Südtirol – wirtschaftlich und kulturell. Eine lebendige Kreativszene macht eine Region für Menschen attraktiv, die hier leben und arbeiten wollen – nicht nur für Filmschaffende.
Die Local Talents 2025 sind von IDM Film Commission ausgewählte Südtiroler Filmschaffende und Fachkräfte, die seit 10 und mehr Jahren in der lokalen Filmbranche tätig sind. In diesen Kurzinterviews erzählen sie, was sie an ihrem Beruf und am Film lieben.