3 Fragen an … Regisseur Giuseppe Zampella

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Außendreh: Hochsommer im überfüllten Bozner Lido. Ein dramatisches Ereignis stellt das Leben einer Familie auf den Kopf. Im Schwimmbad endet das Spiel zwischen Tochter und Vater im Chaos und wird zum „Albtraum unter der Sonne“. Der aus Kampanien stammende Regisseur Giuseppe Zampella spricht mit TAKE über seinen neuesten Kurzfilm Bordovasca, der von Cooperativa 19 und Sayonara Film produziert wurde.
Take

Wie entstand die Idee zum Drehbuch?

Giuseppe Zampella

Inspiriert wurde das Drehbuch teils von einer Szene, die ich vor vier Jahren im Lido beobachtet habe. Der Film spielt nur an einem einzigen Ort, dem Lido, und erzählt in 13 Minuten die Geschichte eines jungen Elternpaares und deren siebenjährigen Tochter Lena. Ein Unfall verändert das Leben der Familie und stürzt das Schwimmbad in ultimatives Chaos. Bordovasca ist ein Alptraum unter der Sonne; An einem gewöhnlichen Tag in einem Sommer, der wie jeder andere ist, die Zeit verstreicht schleppend, wird plötzlich alles auf den Kopf gestellt und nichts ist mehr so, wie es war. Daraus entstand zunächst eine kurze Erzählung. Als ich 2019 mit Produzent Massimiliano Gianotti von Cooperativa 19 an einem Workshop von IDM teilnahm, kam die Geschichte wieder auf und ich arbeitete am Drehbuch. Das Projekt weckte schließlich das Interesse der Sayonara Film, die die Koproduktion übernahm und sich um den nationalen und internationalen Vertrieb kümmert.

Take

Warum haben Sie das Format des Kurzfilms gewählt, um die Geschichte zu erzählen?

Giuseppe Zampella

Ich glaube fest an den Kurzfilm als starkes Format des kreativen Ausdrucks. Außerdem ist er eine Art Visitenkarte für den nächsten großen Sprung in Richtung Langfilm. So habe ich die Möglichkeit, mich im Kurzfilm zu beweisen, aber auch in der Branche bekannt zu werden und mir eine künstlerische Glaubwürdigkeit zu erarbeiten.  

Take

Welche Rolle spielte Bozen als Location in diesem Projekt?

Giuseppe Zampella

Ich lebe mittlerweile seit acht Jahren in dieser Stadt und sie fasziniert mich einfach. In Filmen wird selten über sie erzählt, weder über ihre Geschichten noch über ihre Formen. Das Lido wurde zum Ausgangspunkt für Bordovasca. Die Idee, den Film an einem so imposanten Ort spielen zu lassen, gefiel mir. Ein Ort, der während der Hochsaison bis zu 15.000 Gäste zählt, wo die Stadt im Sommer hinströmt – sozusagen wie eine große Gemeinschaft in Badekleidung. Den Kontext empfand ich als passend für die Geschichte. Ausgehend von einem allgemeinen Blick auf diese Außenwelt, findet man in der Menge die Protagonistin. Mir gefielen die Berge, die das Lido umrahmen und den Horizont abschließen, und die Farbkontraste.

Der Film hat zwei Ebenen: Einerseits gibt es die Fatalität der Ereignisse, das Unglück, das in einem Umfeld passiert, in dem wir eigentlich alle gleich sind. Auf der anderen Seite steht die Kausalität, eine übertriebene Reaktion des Kindes auf die Ungerechtigkeit, die ihm widerfährt, die Rebellion gegen die Befehle der Eltern. Diesen Riss in einer scheinbar perfekten und unantastbaren Umgebung zu schaffen, macht das Ganze visuell noch stärker. Und das ist genau das Ergebnis, das ich wollte.

Veröffentlicht am 02.11.2022

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