3 Fragen an... Alessandra Pastore, Marktexpertin

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Beim Film Jour Fixe zeigte Alessandra Pastore, Expertin für den Filmmarkt, eine Momentaufnahme der Arbeitslandschaft in der Branche. Mit TAKE spricht sie über Chancen, Veränderungen und die Kraft der Neugier.

Take

Was sind heute die Schlüsselrollen in einer sich ständig verändernden Filmbranche?

Alessandra Pastore

Allen voran die Produzent:innen. Unabhängige Produzent:innen sind heute wichtiger denn je. Damit ist eine Person gemeint, die in der Lage ist, Projekte auszuwählen, ein kreatives Team zu leiten, und die rechtlichen und finanziellen Aspekte zu managen, damit bei Drehbeginn alles bereit ist, was es für ein gutes Endprodukt braucht. Bereits in der Phase der Projektentwicklung, also lange bevor sie einen Fuß auf das Set setzen, müssen Produzent:innen alle Hebel in Bewegung setzen, um einen Vertrieb zu finden. Darauf basiert unsere Branche schließlich: Ohne Publikum kein Film.

Take

Wie verändert sich der Markt? Gibt es einen Mangel an Fachkräften im Verhältnis zur Nachfrage?

Alessandra Pastore

Der Druck, Inhalte für Fernsehen, Kino und Streaming zu produzieren, ist sehr hoch. Die Nachfrage nach Fachkräften für die vielen Sets kann nicht immer gedeckt werden. Daher der Bedarf an Aus- und Weiterbildung. Beim Film Jour Fixe kam ein ähnliches Beispiel zur Sprache: Dozent:innen der Uni Bozen müssen für die Präsentation von Forschungsprojekten einen Video-Pitch anhängen, finden aber oft nicht die geeigneten Fachkräfte für ein Endprodukt, das ihren Ansprüchen gerecht wird. Deshalb ist es wichtig, sich weiterzubilden und die Kräfte zu bündeln.
Eine der Hauptaufgaben am sich verändernden Markt ist es, die Krise des Kinos zu bewältigen – es wird viel produziert, aber leider schafft es nur ein Bruchteil davon auf die große Leinwand. Da sind wir alle gefragt, von den Fachleuten – die Marktanforderungen im Auge behalten und gleichzeitig ihre künstlerische Identität bewahren müssen – bis zum Publikum, um Vertrieb und die Kinos zu unterstützen.

Take

Was würden Sie jungen Menschen raten, die die in der Filmbranche arbeiten wollen?

Alessandra Pastore

Erstens: Seid neugierig – auf die verschiedenen Berufsfelder in der Filmwelt. Nicht nur Berufe wie Regisseur:in oder Drehbuchautor:in, sondern auch „neuere“ Berufe: Die Rolle des Intimacy Coordinators gibt es zum Beispiel schon seit einiger Zeit, sie wird aber immer wichtiger, ebenso die des Green Managers für mehr Nachhaltigkeit am Set. Sich mit den verschiedenen Berufen bekannt zu machen ist der erste Schritt, um auf der Grundlage der eigenen Fähigkeiten zu verstehen, was der Markt zu einem bestimmten Zeitpunkt braucht. Zweitens: Schaut euch viele Filme an, vor allem italienische und europäische Produktionen. So kann man sich der Branche auf vergleichende Weise nähern. Es ist wichtig, die Strukturen des eigenen Marktes zu verstehen – amerikanische Produktionen spiegeln unsere Realität nicht wider. Und schließlich, ganz banal: setzt euch mit den Vor- und Abspännen von Filmen, den Logos auf Plakaten auseinander, im Grunde mit all den Dingen, die so oft ignoriert werden – aber genau die machen die Filmwelt aus.

Interview Sarah Franzosini
Veröffentlicht am 29.03.2024