Local Talents: 3 Fragen an … Nela Märki

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„Die Montage ist für mich jedes Mal eine neue, einzigartige Entdeckungsreise an die entferntesten Orte und in geistige Welten anderer Menschen. Was sie preisgeben, was zwischen den Bildern mitschwingt – all das nehme ich auf. Diese intensive Auseinandersetzung ist für mich ein großes Privileg“, sagt Nela Märki. Sie arbeitet als freiberufliche Editorin im Kino- und Fernsehbereich und spricht mit TAKE über Trennung, Zeit und Braingain im Film.
Take

Wie leicht ist es, Momente eines Films loszulassen, rauszuschneiden?

Nela Märki

Es gibt diesen bekannten Satz: „Kill your darlings“, der ursprünglich aus dem Schreiben stammt, aber auch für die Montage funktionieren kann. Er beschreibt genau diesen Moment – wenn man sich von Szenen oder Bildern trennen muss, an denen man selber oder die Regie hängt, weil sie dem Film als Ganzem eher wenig nützen oder manchmal sogar schaden. Das gehört zur Montage dazu: Entscheidungen treffen, revidieren, neu bewerten. Immer im Dienst des Films, der Geschichte, der Protagonisten.

Take

Wie fühlt sich für Sie eine Minute im Schneideraum an?

Nela Märki

Je nachdem, welchen Rhythmus ein Film im Schnitt entwickelt, scheint auch die Zeit anders zu fließen – ähnlich wie im echten Leben: Es gibt Momente, in denen die Zeit vergeht wie im Flug, und andere, in denen sie sich unendlich zäh anfühlt. Zeit wird im Film formbar. In einer Minute kann überspitzt gesagt ein ganzes Leben erzählt werden – oder sie besteht aus einer einzigen Einstellung, einer Beobachtung, einem einzigen Blick.
Im besten Fall vergisst man beim Sehen die Zeit. Das ist paradox. Denn damit das möglich wird, muss sie im Schneideraum mit höchster Aufmerksamkeit verhandelt werden: Szene für Szene, Schnitt für Schnitt. Zeit im Film ist also kein Abbild der realen Zeit – sie folgt anderen Regeln. In der Montage wird sie neu erfunden.

Take

Sie sind Co-Präsidentin der FAS: Ist Südtirol als Arbeitsplatz für Kreative attraktiv?

Nela Märki

Seit ich 2007 das erste Mal nach Südtirol gekommen bin, hat sich enorm viel getan: Der Filmsektor wurde zunehmend professionalisiert und internationalisiert. Gerade der Austausch mit internationalen Produktionen bietet lokalen Filmschaffenden laufend neue Impulse und Chancen zur Weiterentwicklung. Ohne IDM Film Commission und die Filmförderung, deren Entstehung die FAS maßgeblich vorangetrieben hat, wäre dies nicht möglich. Um als Branche wertvolles Know-how in der Region zu halten, braucht es vor allem Planungssicherheit – Gewissheit, dass es langfristig genügend Arbeit, Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Gemeinsam mit den relevanten Institutionen arbeiten wir daran, die Rahmenbedingungen hier weiter zu verbessern.

Take

Die Local Talents 2025 sind von IDM Film Commission ausgewählte Südtiroler Filmschaffende und Fachkräfte, die seit 10 und mehr Jahren in der lokalen Filmbranche tätig sind. In diesen Kurzinterviews erzählen sie, was sie an ihrem Beruf und am Film lieben.

Foto Foto (c) Tiberio Sorvillo
Veröffentlicht am 18.06.2025