Local Talents: 3 Fragen an … Kristian De Martiis

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„Mit Licht zu arbeiten, ist ein Vertrauensbeweis: Man gestaltet etwas, das noch nicht existiert, etwas Unsichtbares. Und dann wird die Vision zum Leben erweckt und ich weiß, wieso ich diesen Beruf liebe. Denn das Licht gibt Antworten – in der Sprache der Gefühle“, sagt Kristian De Martiis. Mit TAKE spricht der Oberbeleuchter über die Rolle des Lichts im Film und seine Erfahrung am Set von Vermiglio.
Take

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?

Kristian De Martiis

Zunächst sicher das Zwischenmenschliche. Man arbeitet eng mit den verschiedensten Menschen zusammen. Dabei entstehen authentische gemeinsame Erlebnisse, wertvolle Kooperationen und manchmal neue Freundschaften. Durch die Vernetzungsarbeit und Chancen, die IDM Film Commission schafft, ist Südtirol zu einem Standort hochwertiger Filmproduktion geworden.
Außerdem schätze ich, dass ich unterschiedliche Orte und Gemeinschaften kennenlernen darf. Und wenn nach stundenlangen Ortsbegehungen, Überlegungen und Lichtberechnungen während der Dreharbeiten alles Gestalt annimmt, stellt sich eine tiefe Zufriedenheit ein. Die Szene wird dann lebendig und übersteigt die anfängliche Erwartung.

Take

Wie hat sich für Oberbeleuchter:innen der Beruf in den letzten Jahren verändert?

Kristian De Martiis

Die Einführung von LEDs war eine wahre Revolution. Wo wir früher noch mit Gelatinefiltern, lauten Scheinwerfern und elektronischen Problemen herumkämpfen mussten, ist heute leises, programmierbares und vielseitiges Equipment einsetzbar. Eine einzige Lichtquelle kann endlose Szenarien erzeugen: vom Sonnenauf- bis -untergang, von einer warmen Atmosphäre bis hin zum simulierten Feuer. Doch so sehr die Technologie sich weiterentwickelt hat, steht und fällt unsere Arbeit mit dem Teamgeist: Am Set entsteht eine eingeschworene Gemeinschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert.

Take

Für Ihre Arbeit am Set von Vermiglio haben Sie den Filmpreis „Pellicola D’Oro“ gewonnen. Woran erinnern Sie sich, wenn Sie jetzt daran zurückdenken?

Kristian De Martiis

Ich erinnere mich an die schweigsamen Ortsbegehungen mit dem Kameramann, als wir mit den Augen die Winkel absuchten, aus denen Licht einfallen könnte. Einige Räume „sprachen“ schon im Dunkeln zu uns – wir mussten bloß hinhören. Da verstanden wir sofort, welche Beleuchtung es brauchte: natürlich-weiches Licht, klare Schnitte oder einfach sanfter Kerzenschein. Die Arbeit an diesem Set war auch deshalb eine Bereicherung, weil es sich für Lichtstudien und Experimente eignete: etwa mit den handgefertigten Kerzenleuchtern meines Kollegen Erwin Canderle oder in der warmen Atmosphäre der Wolframlampen. Den Rest übernahm das Tageslicht, das sich sanft auf die Oberflächen und Gesichter legte. Das wollten wir aufgreifen, aber ohne etwas zu erzwingen.

Take

Die Local Talents 2025 sind von IDM Film Commission ausgewählte Südtiroler Filmschaffende und Fachkräfte, die seit 10 und mehr Jahren in der lokalen Filmbranche tätig sind. In diesen Kurzinterviews erzählen sie, was sie an ihrem Beruf und am Film lieben.

Foto (c) Tiberio Sorvillo
Veröffentlicht am 07.08.2025

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